Nachtrag DCM-Countdown V - DV vs CC: Viel geschimpft, wenig gelernt

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Die Konfrontation zwischen Doberman-Verein und CC hinsichtlich der vom ersteren wieder abgeschafften Schallplicht hat kürzlich einen neuen Höhepunkt erreicht: Der DV erläutert auf 24 Seiten die Gründe für die Einstellung der Verpflichtung zum Herzschall. Auf Einzelheiten muss hier nicht eingegangen werden, denn es wurden lediglich die üblichen Einwände erneut vorgebracht, wie die Tatsache, dass ein "DCM-Gen" noch nicht nachgewiesen werden konnte, als ob dies die unabdingbare Voraussetzung für zuchthygienische Massnahmen sei.

Auch die Besorgnis über das Risiko von Inzucht, ansonsten nun wirklich nicht im Zentrum des Interesses, durch die Verringerung der Zahl der verfügbaren Zuchttiere wird dann wieder akut, wenn es darum geht, den Anspruch an die Gesundheit der Zuchttiere ein wenig anzuheben. Wie üblich werden auch die Begriffe angeboren/ erworben/ erblich kunterbunt durcheinandergeworfen, ob aus echter Unwissenheit oder in demagogischer Absicht, lässt sich nicht abschätzen.

Gerhard Wess und Jan-Gerd Kresken haben in verständlicher Empörung das in weiten Teil absurde Pamphlet des DV in einem offenen Brief zurückgewiesen. Weniger verständlich hingegen ist wohl die Tatsache, dass für die Deutsche Dogge eine ganz ähnlich gestaltete Schallpflicht vom CC unterstützt wird, die reichlich Hintertüren offenlässt (die im Rahmen der Artikelserie zur DCM auf Doggen.info bereits ausführlich besprochen wurden) und die es dem DV gestattet haben, die Resultate auf diese ganz spezielle Weise zu interpretieren: G Wess betont, dass das Durchschnittsalter der untersuchten Dobermänner bei 18 Monaten lag... und der DDC kündigt bereits im Vorfeld an, es sei "wenig sinnvoll, nur ältere Hunde zu untersuchen". Auf das Durchschnittsalter der untersuchten Doggen darf man also gespannt sein... zumal die Zeitspannen so ausgelegt sind, dass bis zum Ende der minimalen Dauer der Untersuchungsphase von zwei Jahre jeder Zuchthund nur ein einziges Mal geschallt werden muss.

Bemerkenswert ist im übrigen die Tatsache, dass der DV dem CC indirekt die mangelhaften Rahmenbedingungen der Schallpflicht vorwirft: So wird als Beispiel eine Zuchthündin angeführt, deren DCM erst nach Beendigung des Zuchteinsatzes auftritt und somit nicht in den Statistiken auftaucht. Auch das Problem des bereits stattgefundenen Zuchteinsatzes von später DCM-positiv geschallten Hunden wird aufgeworfen. Diese Problematiken sind real und sollten in der Tat in einem sinnvollen Schallprogramm Berücksichtigung finden, so wie dies im hier einzusehenden Konzept für eine zuchthygienisch effiziente Schallpflicht der Fall ist. Der vom Clubvorstand des DDCs mit Unterstützung des CCs präsentierte Antrag hingegen weist ähnlich unzureichende Rahmenbedingungen auf wie dies bei der Schallpflicht des Dobermans der Fall war...


"Sollte man nicht als deutscher Verband als gutes Beispiel vorangehen und versuchen in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft diese Krankheit in den Griff zu bekommen?" fragen G Wess und JG Kreksen in dem offenen Brief an den DV.


Sicherlich, aber wenn die Wissenschaft sich einmal mit unzureichenden Rahmenbedingungen zufriedengegeben hat, dieser Umstand dann dazu genutzt wurde, die Züchter vor als überzogen empfundenen Forderungen nach gesundheitsorientierer Zuchtpolitik wieder in Sicherheit zu bringen, dann sollte man tunlichst alles daran setzen, denselben Fehler nicht noch einmal zu begehen anstatt sehenden Auges erneut in die Falle zu gehen: Zwei Szenarien sind am Ende der zwei Jahre recht leicht vorstellbar: Der Konfrontationskurs des DV oder der Kuschel-Kurs der Boxerclubs (die die Ergebnisse der Minimalschallpflicht als Beweis für größtmögliche Bemühungen um die Herzgesundheit der Rasse bewerten und als Gegenleistung brav weiter Schallen lassen). Dass beide Varianten den Hunden in keiner Weise dienlich sind, liegt auf der Hand...und der Optimist hofft vielleicht auf ein drittes Szenario: Die Kenntnisnahme, dass die Dogge durch die DCM einige Jahre an Lebenserwartung verliert und dass dies sich ändern sollte.