Countdown DCM IV - Ein Konzept für eine sinnvolle Zuchtpolitik

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Eine Möglichkeit zur praktischen Umsetzung der in den drei Kapiteln "Countdown DCM I-III" diskutierten Anforderungen an eine moderne gesundheitsorientierte Zuchtpolitik stellt Doggen.info in Form der hier einsehbaren Anträge an die Hauptversammlung zur Diskussion.

Sie zeigen auf, dass das Phasenprogramm des VDH einschließlich der Phase 1 (Datenerhebungsphase) berücksichtigt werden kann, ohne der Dogge und verantwortungsvoll agierenden Züchtern eine weitere Verzögerung bis zur öffentlichen Bereitstellung züchterisch relevanter Informationen zuzumuten.

 


Antrag auf Einführung einer Datenerhebungsphase zur Dilatativen Cardiomyopathie (DCM) bei der Deutschen Dogge auf der Basis einer Pflicht zur Herzultraschalluntersuchung für Zuchthunde

Die Zuchtzulassungsordnung soll um folgende Inhalte ergänzt werden:

Vor dem Zuchteinsatz ist eine Untersuchung der Herzfunktion verpflichtend vorgeschrieben, die eine kardiologische Allgemeinuntersuchung, eine Echocardiographie und ein 24-Stunden-EKG (Holter-EKG) beinhaltet. Der untersuchende Tierarzt muss Mitglied und zugelassener Untersucher des Collegium Cardiologicums (CC e.V.) oder ein vergleichbar qualifizierter Fachtierarzt sein. Grundlage der Untersuchung ist ein bundesweit einheitlicher Untersuchungsgang, der eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse gewährleistet.

Ergibt die Echocardiographie keinen Hinweis auf das Vorliegen einer DCM, findet alle zwei Jahre eine Nachuntersuchung bis zum Ende des Zuchteinsatzes statt, mindestens jedoch bis zum Alter von 8 Jahren.

Alle im Rahmen der Zuchtzulassung erhobenen Ergebnisse sind meldepflichtig und werden an die Zuchtleitung des DDC 1888 e.V. weitergeleitet. Die Daten werden zentral gesammelt und regelmäßig in den entsprechenden Medien (Website und Clubzeitschrift uDD) veröffentlicht.

Begründung:
Die Dilatative Cardiomyopathie (DCM) ist eine der häufigsten erblich bedingten Erkrankungen bei der Deutschen Dogge. Im Sinne des Phasenprogramms zur Bekämpfung erblicher Krankheiten und Defekte der Durchführungsbestimmungen zur Zuchtordnung des VDH sind hier zunächst die erforderlichen Daten zu dieser Pathologie zu erfassen. Dies ist durch die Einführung der Pflicht zur Herzultraschalluntersuchung für Zuchthunde unter Rahmenbedingungen, die dem Zweck der objektiven Datenerhebung dienen, gewährleistet. Unter diese Rahmenbedingungen fallen insbesondere die regelmäßigen Nachuntersuchungen mindestens bis zum Alter von 8 Jahren, auch wenn der Hund bereits aus der Zucht ausgeschieden ist, da die DCM bei der Dogge überwiegend erst im späteren Erwachsenenalter (3.-6. Lebensjahr) auftritt.
Das 24-Stunden-Holter-EKG ermöglicht die Diagnose von Herzrhythmusstörungen, die bei DCM auftreten können, und damit die Gewinnung von Erkenntnissen zu deren Bedeutung bei der Dogge.
Der vorliegende Antrag beinhaltet entsprechend der Vorgaben der Phase 1 des Phasenprogramms zur Bekämpfung erblicher Krankheiten und Defekte keine direkten Maßnahmen zur Bekämpfung der DCM, sondern bildet vielmehr den Rahmen, in dem verwertbare Daten zur Prävalenz der DCM in der Population des DDC gewonnen werden können. Die Veröffentlichung der Ergebnisse der Herzultraschalluntersuchungen erlaubt es den Züchtern jedoch schon in der Datenerfassungsphase, ihre züchterischen Entscheidungen gegebenenfalls daran auszurichten.
Vorhandene Daten der internationalen Forschung zur Prävalenz der DCM bei der Deutschen Dogge:
Deutsche Doggen gehören zu den am stärksten von erblichen Herzerkrankungen betroffenen Hunderassen. Für das vermehrte Vorkommen der DCM bei der Deutschen Dogge finden sich zahlreiche Belege in der Literatur:
Im Patientengut der Universität Purdue zwischen 1986 und 1991 zeigte sich mit 0,65% eine höhere Prävalenz für DCM bei Rassehunden im Allgemeinen als bei Mischlingen (0,16%). 1193 der 1314 betroffenen Hunde (90%), waren Rassehunde. Bei einigen Rassen trat DCM deutlich gehäuft auf, darunter die Deutsche Dogge (3,9%), andere Riesenrassen (Deerhounds [6%], Irische Wolfshunde [5,6%] und Neufundländer [1,3%]), sowie Dobermänner (5,8%) und Boxer (3,4%) (Sisson DD, 1995).
Am Veterinary Medical Teaching Hospital der UC Davis waren 10% der 260 untersuchten DCM-Patienten Deutsche Doggen, nur Dobermänner (33%) und Boxer (15%) hatten einen höheren Anteil am Patientengut (Kittleson MD, 1998).
Stephenson et al. fanden bei 107 überwiegend älteren und von ihren Besitzern als gesund eingeschätzten Deutschen Doggen eine Prävalenz für DCM von 35,6% (Stephenson HM, 2012).
Kresken et al. werteten die kardiologische Erstuntersuchung von 394 Doggen aus. Es konnte in 100 Fällen (25,4%) eine DCM nachgewiesen werden. Bei 39 Hunden (9,9%) wurde eine okkulte DCM und bei 61 (15,5%) eine klinisch manifeste DCM diagnostiziert. Andere Herzerkrankungen wie Subaortenstenose, Klappendegenerationen und Mitral- oder Trikuspidaldysplasie machten zusammengenommen hingegen nur 4,8% (19 Fälle) der Herzdiagnosen aus (Kresken, 2012).
Die Auswertung der Daten einer Tierversicherung von über 350 000 Hunden ergab für die Deutsche Dogge im Vergleich zum Durchschnitt aller Rassen ein 21fach erhöhtes Risiko, an einer Herzerkrankung zu sterben (Egenvall A B. B., 2005). Irische Wolfshunde, Cavalier King Charles Spaniels und Deutsche Doggen waren die drei Rassen mit dem höchsten Anteil an Sterblichkeit durch Herzerkrankungen bei Hunden unter 10 Jahren aus 54 Rassen innerhalb einer Population von 400 000 Hunden. DCM war bei Doggen die bei weitem am häufigsten diagnostizierte Ursache des Herzversagens. Bei einem solch deutlichen Vorherrschen einer bestimmten Diagnose ist laut der Autoren zu erwarten, dass quasi die gesamte Zahl der herzbedingten Todesfälle auf diese Erkrankung zurückzuführen ist (Egenvall A B. B., 2006).

Bibliographie
Egenvall A, B. B. (2005). Mortality in over 350,000 Insured Swedish Dogs from 1995-2000: II. Breed-Specific Age and Survival Patterns and Relative Risk for Causes of Death. Acta vet. scand., 121-136.
Egenvall A, B. B. (2006). Heart Disease as a Cause of Death in Insured Swedish Dogs Younger Than 10 Years of Age. J Vet Intern Med, 894–903.
Kittleson MD. (1998). Primary myocardial disease leading to chronic myocardial failure (dilated cardiomyopathie and related diseases). Dans Small Animal Cardiovascular Medicine. (pp. 319-346). St Louis: Mosby.
Kresken, J. (2012).
DCM der Deutschen Dogge - Langzeitstudie Teil I: Normalwerte. DGK Kongress Düsseldorf.
Sisson DD, T. W. (1995). Myocardial diseases. Dans F. E. Ettinger SJ, Textbook of Veterinary Interna lMedicine, 4th edition (pp. 995-1032). Philadelphia: WB Saunders.
Stephenson HM, F. S.-A.-M. (2012). Screening for dilated cardiomyopathy in great danes in the United kingdom.
J Vet Intern Med., 1140-7.

 


Zuchtordnung
V. Zuchtvoraussetzungen, Zuchtwert
Punkt 3. Häufigkeit der Zuchtverwendung

Absatz 1 (1) Einem Rüden dürfen im Kalenderjahr höchstens 20 Hündinnen in möglichst gleichmäßiger Verteilung auf diese Zeit zum Decken zugeführt werden. Hierzu zählen alle Deckakte des Rüden, nicht nur die Deckakte, die erfolgreich waren oder im Bereich des DDC erfolgten.

soll ersetzt werden durch:
(1) Rüden sind bis zur Vollendung des sechsten Lebensjahres maximal 12 erfolgreiche Deckakte erlaubt. Nimmt der Rüde in diesem Zeitraum an einer Körveranstaltung teil und wird zur Zucht empfohlen erhöht sich die Anzahl auf maximal 20 erfolgreiche Deckakte.
Rüden im Alter ab sechs Jahren dürfen im Kalenderjahr höchstens 25 Hündinnen in möglichst gleichmäßiger Verteilung auf diese Zeit zum Decken zugeführt werden. Hierzu zählen alle Deckakte des Rüden, nicht nur solche, die erfolgreich waren oder im Bereich des DDC erfolgten.

Begründung:

Die verstärkte Verwendung älterer Hunde in der Zucht hat einen statistisch nachweisbaren und züchterisch verwertbaren positiven Einfluss auf die Lebenserwartung der Nachkommen (siehe u.a. Beuing, Zucht auf Langlebigkeit). Dies lässt sich aus objektiven Gründen bevorzugt durch den vermehrten Einsatz älterer Rüden realisieren.

Es bleibt unvermeidlich, dass genetisch krankheitsbelastete Doggen Nachwuchs erzeugen, bevor die jeweilige Erkrankung nachweisbar wird. In besonderem Maße betrifft dieses Risiko solche schwerwiegenden Krankheiten wie DCM und Osteosarkome, die sich bevorzugt im mittleren Lebensalter manifestieren und im Falle des Osteosarkoms durch keinerlei Vorsorgeuntersuchung frühzeitig erkannt werden können. Zur Minderung dieses zuchthygienischen Problems ist die Begrenzung der Wurfzahl für Rüden unter 6 Jahren ein möglicher Lösungsansatz, da so das Risiko einer starken Verbreitung solcher Krankheitsanlagen durch einen erst relativ spät erkrankten „popular sire“ erheblich vermindert wird.

Durch die Beschränkung der Gesamtzahl möglicher Deckakte eines Rüden soll dem übermäßigen Einsatz einzelner Deckrüden und der damit verbundenen Einengung des Genpools entgegengewirkt werden.

Der Anreiz zur Teilnahme an Körveranstaltungen durch die höhere Anzahl erlaubter Deckakte für Rüden, die "zur Zucht empfohlen" wurden, kann perspektivisch die Entwicklung einer gesundheitsorientierten Auslesezucht fördern.

 


Zuchtzulassungs- und Körordnung
II. Zuchtzulassung
1. Voraussetzungen
Punkt 1.2. - Folgende Neuformulierung wird beantragt:

Das Ergebnis der Abstammungsanalyse durch DNA-Test muss zum Zeitpunkt der Zuchtzulassungsprüfung vorliegen. Die Blutprobe ist durch den entnehmenden Tierarzt direkt an das Zuchtbuchamt bzw. das für die Auswertung vom DDC 1888 e.V. beauftragte Institut einzusenden und dort auszuwerten. Der Elternschaftsnachweis ist in der Ahnentafel zu dokumentieren.

Begründung:
Die Verifizierung der Angaben in der Ahnentafel durch genetische Abstammungsanalyse gehört unter den heutigen Bedingungen zu den Routinemethoden der Molekularbiologie. Die objektiv gesicherte Abstammung aller Zuchthunde stellt ein Qualitätsmerkmal für den zuchtbuchführenden Rassehundeverband dar, ist dringend erforderlich für eine sinnvolle Auswahl der Paarungspartner durch die Züchter und sollte daher unabdingbare Voraussetzung für den Zuchteinsatz sein.

Auch die Erforschung und effiziente Bekämpfung erblicher Erkrankungen setzt eine absolute Sicherheit hinsichtlich der Abstammung der betroffenen Hunde voraus, da fehlerhafte Ahnentafeln hier dramatische zuchthygienische Folgen haben können.