Die Zuchtwertschätzung - Was bedeutet die Zahl des Zuchtwerts?

 

Was bedeutet die Zahl des Zuchtwerts?

Der Zuchtwert beschreibt die genetische Qualität des untersuchten Hundes im Vergleich zum Durchschnittswert der gesamten Rassepopulation. Diese wird aber nicht in absoluten Zahlen ausgedrückt:

Zunächst wird die Merkmalsausprägung im Rassedurchschnitt als „100“ definiert. Haben die Hunde der Rasse im Durchschnitt einen HD-Wert von B, gilt also: HD B = 100. Ein Zuchtwert über 100 bedeutet eine Verstärkung des Merkmals und ein Zuchtwert unter 100 eine Abschwächung des Merkmals. Das bedeutet, dass bei einem erwünschten Merkmal ein hoher Zuchtwert positiv zu werten ist, bei einem unerwünschten Merkmal dagegen ein niedriger Zuchtwert. Ein Hund mit einem Zuchtwert von 90 für HD schwächt das Merkmal HD in der Nachkommenschaft ab, denn sein Zuchtwert liegt 10 Punkte unter dem Rassedurchschnitt, der mit 100 definiert ist.

Natürlich könnte man auch auf diese Relativierung des Zuchtwertes mit dem Bezugspunkt „100“ verzichten und stattdessen mit den absoluten Werten arbeiten. Jedoch erlaubt der relative Zuchtwert eine extrem einfache Berechnung, ob beim Nachwuchs mit einer Verbesserung der genetischen Qualität im Vergleich zum Rassedurchschnitt zu rechnen ist: Dazu genügt es, den Zuchtwert von Vater und Mutter zu addieren und durch zwei zu teilen.

Zuchtwert HD vom Vater  = 90

Zuchtwert HD der Mutter = 108

Erwarteter Zuchtwert HD der Welpen = (90 + 108)/2 = 99.

Diese Rechnung zeigt einen weiteren Vorteil der Zuchtwertschätzung auf: Zuchtwerte erlauben es, durch strategische Planung auch Tiere einzusetzen, die bei rein phänotypischer Merkmalsbeurteilung unter Umständen durch das Selektionsraster fallen würden: Der Zuchtwert der Mutter von 108 bezüglich der HD wird im vorliegenden Fall durch den hervorragenden Wert von 90 des Vaters ausgeglichen. Es ist also auf simple Weise möglich, Paarungen zu planen, die auf lange Sicht die genetische Qualität der Population verbessern.

Der letzte Satz bedarf einer weiteren Erklärung: Da die durchschnittliche genetische Qualität, also der Zuchtwert, der gesamten Population definitionsgemäß stets den Wert „100“ annimmt, ist der absolute Wert, dem diese „100“ entsprechen, permanenten Änderungen unterworfen: Liegt beispielsweise am Anfang der Selektion auf HD der durchschnittliche HD-Grad der Rasse bei HD C, gilt HD C = 100. Verbessert sich aufgrund der Selektion dieser durchschnittliche HD-Grad allmählich, erreicht er irgendwann den Wert B. Zu diesem Zeitpunkt entspricht dann der relative Zuchtwert 100 dem HD-Grad B. Natürlich ist diese Anpassung permanent und stufenlos und springt nicht schlagartig von C auf B: Jede Anpassung des Zuchtwertes eines Hundes beeinflusst die durchschnittliche genetische Qualität der Rasse, so dass diese bei planvoller Züchtung in die gewünschte Richtung gleitet.