Farbgenetik Teil 4 - Die Kreuzungen - Farbschlag Schwarz/Gefleckt: Gefleckt x Gefleckt und Gefleckt x Grautiger

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In den folgenden Kreuzungen besteht entweder das Risiko der Geburt behinderter Doppelmerle oder es werden Doppelmerle aus solchen Risikokreuzungen als Zuchthunde eingesetzt. Aufgrund dieses Risikos sind Kreuzungen zwischen zwei Merle-Trägern von der FCI und in Deutschland auch gesetzlich untersagt

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3c. Farbschlag Schwarz/Gefleckt: Gefleckt x Gefleckt und Gefleckt x Grautiger

Kreuzt man zwei Gefleckte oder einen Gefleckten mit einem Grautiger, so treffen bei einem Teil der Welpen (rechnerisch 25%) zwei Merle-Allele zusammen. Bei diesen homozygoten Merles, den sogenannten Doppel-Merles, besteht ein extrem erhöhtes Risiko, dass sie Behinderungen insbesondere der Sinnesorgane aufweisen. Taubheit steht als Risikofaktor an erster Stelle, gefolgt von diversen Augenmissbildungen, die bis zur Blindheit führen können. Sehen wir uns die Kreuzungen an, insbesondere um die Entstehung der Doppel-Merles nachzuvollziehen :

 

Gefleckt = heterozygot für Merle und Harlekin

X

Gefleckt = heterozygot für Merle und Harlekin

 

25% der Spermien von Hilton

H M

25% der Spermien von Hilton

H m

25% der Spermien von Hilton

h M

25% der Spermien von Hilton

h m

25% der Eizellen von Bélouga

H M


HH MM


HHMm

Hh  MM

Hh Mm

25% der Eizellen von Bélouga

H m


HH Mm


HH mm

Hh Mm

Hh mm

 

25% der Eizellen von Bélouga

 

h M


Hh MM


Hh Mm

hh MM

hhMm

 

25% der Eizellen von Bélouga

 

h m


Hh Mm


Hhmm

hh Mm

hh mm

 

Wie sieht hier die Farbverteilung aus ?

33,3% Gefleckte

25% Schwarze

16,7% Grautiger

25% Doppel-Merles

Es soll hier bemerkt werden, dass die Zahl der lebend geborenen Doppel-Merles etwas niedriger als 25% liegt, da ein Teil dieser Welpen solch massive Missbildungen aufweisen, dass sie bereits im Embryonalstadium absterben und resorbiert werden. Es handelt sich als beim Merle -Allel um einen sogenannten Semiletalfaktor, da es in homozygoter Form tödlich sein kann, die Sterblichkeit jedoch nicht bei 100% liegt.

Des Weiteren können wir feststellen, dass die Zahl der zu erwartenden Gefleckten ebenso hoch ist wie bei Kreuzung eines schwarzen Harlekin-Trägers mit einer gefleckten Dogge. Die noch oft zu hörende Behauptung, bei einer Kreuzung zwischen zwei Gefleckten fielen mehr gefleckte Welpen, kann damit eindeutig als Irrtum zurückgewiesen werden. Der falsche Eindruck entsteht unter Umständen durch die Doppel-Merles, die mit echten Gefleckten verwechselt werden können und den Wurf insgesamt weniger "schwarz-lastig" aussehen lassen.

Gehen wir nochmals näher auf die Doppel-Merles ein: 2/3 der geborenen Doppel-Merles tragen ausser den beiden Merle-Allen zusätzlich ein Harlekin-Allel. Diese Hunde sind zumeist ganz überwiegend weiss mit einigen wenigen und kleinen schwarzen Flecken. Durch das Piebald-Allel kann dieser Effekt der extrem dominierenden weissen Grundfarbe noch zusätzlich verstärkt werden (siehe Kapitel VI zum Piebald-Gen). Diese Doggen können den Eindruck erwecken, sehr helle Gefleckte zu sein, auch wenn manche oft auftretenden Eigenschaften (blaue Augen, rein rosa Nase, sehr wenige kleine schwarze Flecken) den Verdacht erregen, jedoch nicht beweisend dafür sind, dass es sich um Doppel-Merles handelt. Genetisch sind es jedoch keine Gefleckten, da sie nicht hetero- sondern homozygot für das Merle-Allel sind und somit sehr viel risikobehafterer bezüglich der Missbildungen der Sinnesorgane. Wir werden weiter unten noch betrachten, warum einige Züchter solche Hunde interessant für die Gefleckt-Zucht finden.

Zuvor werfen wir noch einen Blick auf das Drittel Doppel-Merles, welches kein Harlekin-Gen trägt. Diese Doggen sind meist stärker pigmentiert als die H-Träger, und die Flecken sind typischerweise grau und in sich schwarz getüpfelt. Sie sind von daher oft leichter von echten Gefleckten zu unterscheiden. Zum Zuchteinsatz snd diese Hunde deutlich weniger interessant, wie wir unten sehen werden, sie werden aber des öfteren als Gefleckte an Privatbesitzer verkauft.

Bevor wir den Zuchteinsatz der Doppelmerle betrachten, schnell ein Blick auf die Kreuzung zwischen Gefleckten und Grautigern:

 

Gefleckt = heterozygot für Merle und Harlekin

X

 Grautiger = heterozygot für Merle

 

25% der Spermien von Hilton

H M

25% der Spermien von Hilton

H m

25% der Spermien von Hilton

h M

25% der Spermien von Hilton

h m

 

50% der Eizellen von Ember

 

h M


Hh MM


Hh Mm

hh MM

hh Mm

 

50% der Eizellen von Ember

 

h m


Hh Mm


Hhmm

hh Mm

hh mm

 

Hier gibt es logischerweise nichts Neues zu berichten: Es fallen natürlich die nicht lebensfähigen homozygoten Harlekin-Träger weg, da der Grautiger kein H-Allel trägt und es gibt geringgradige Verschiebungen in den Zahlenverhältnissen der erwarteten Farben, die hier alle zu je einem Viertel (25%) auftreten.