Farbgenetik Teil 1 - Die Grundlagen - Nichts einer, sondern zwei: Der Doppelschalter

 

Jetzt muss ich etwas gestehen: Ich habe bisher immer noch nicht die ganze Wahrheit gesagt: In Wirklichkeit hat jeder Hund nicht nur einen solchen Gen-Schalter sondern deren zwei, von denen je einer von jedem Elternteil ererbt ist. Diese zwei Schalter, die als Kopien dieses Gens bezeichnet werden, können entweder beide in der gleichen Position oder auch jeder in einer anderen Position stehen: Mit anderen Worten, entweder tragen beide dasselbe oder aber jeder ein anderes Allel. Sind beide Allele identisch, nennt man diesen Zustand homozygot, sind sie dagegen unterschiedlich, ist der Hund in Bezug auf dieses Gen heterozygot. Im Schema sieht das dann wie folgt aus:

Genotyp und Phänotyp von Emmi

 

 

Genotyp und Phänotyp von Etzel

 

 

Genotyp und Phänotyp von Cyann

 

 

 

Für Emmi ist der Fall klar: Beide Schalter des Gens „Dilution“ sind in Position D = unverdünnt, also ist sie schwarz. Sie ist homozygot schwarz.

Auch bei Cyann ist die Situation einfach: Beide Allele sind d = verdünnt, also ist ihr schwarz verdünnt zu blau. Sie ist also homozygot blau.

Aber wie sieht es bei Etzel aus? Er besitzt ein Allel D und ein Allel d…er ist für das Gen „Dilution“ also heterozygot.

Wieso ist er auch einfach nur schwarz wie Emmi ? Hier müssen wir uns mit zwei weiteren der oben erwähnten Begriffen anfreunden: Etzel ist schwarz, weil D (unverdünnt) dominant gegenüber d (verdünnt) ist. Umgekehrt ausgedrückt ist damit d rezessiv gegenüber D: Ein Hund braucht lediglich ein dominantes Allel, damit dessen Wirkung vollständig sichtbar wird, während das rezessive Allel in diesem Fall völlig unsichtbar bleibt. Im Schaltermodell wäre es zu vergleichen mit einer Glühbirne, die immer mit der gleichen Leuchtkraft strahlt, egal ob nur einer oder beide Schalter in der Position „Ein“ stehen. Damit die Glühbirne aus ist, müssen jedoch beide Schalter auf „Aus“ stehen: Dies ist bei Cyann der Fall und aus diesem Grunde ist nur sie blau. Einen solchen Erbgang nennt man dominant-rezessiv (eigentlich logisch…). Eine logische Schlussfolgerung kann man hier aus dem bisher Gesagten ziehen: Ein rezessives Allel wird immer nur sichtbar, wenn es auf beiden Genkopien vorliegt…also nur dann, wenn es der Hund für das betreffende Gen homozygot rezessiv ist. Von daher ist es genaugenommen nicht notwendig, Cyann als „homozygot blau“ zu bezeichnen…denn „heterozygot blau“ gibt es nicht.

Im Allgemeinen benutzt man zur Bezeichnung von dominanten Allelen Großbuchstaben, für rezessive Allele verwendet man die entsprechenden Kleinbuchstaben…bei mehr als zwei Genen benutzt man zusätzlich Indexe, wie wir im nachfolgenden Beispiel sehen werden.

Beim oben beschriebenen Erbgang der Verdünnung von schwarz zu blau wird deutlich, was man unter einem versteckten Träger eines Allels versteht: Wenn ein rezessives Allel (in unserem Beispiel das d von Etzel) gemeinsam mit dem dominanten Allel desselben Gens vorhanden ist, kann man dies wie gesagt von außen nicht erkennen…Emmi und Etzel sind beide gleich schwarz: Ihr Phänotyp (die äußerliche Erscheinung) ist völlig identisch, der Genotyp (= die Allele, auf denen diese Erscheinung beruht) jedoch unterschiedlich.