Weiße Abzeichen : Piebald, Mantel und co. - Die Postulate von Little und Winge aus den 50er Jahren

Die Postulate von Little und Winge aus den 50er Jahren

Little postulierte 1957, dass 4 Allele auf einem einzigen Genlokus S für weiße Abzeichen beim Hund verantwortlich wären (Little CC, 1957). In absteigender Folge der Dominanz bezeichnete er sie wie folgt:

  • S (Solid), das dominanteste Allel bewirkt die Abwesenheit weißer Abzeichen
  • si (Irish Spotting) ruft Abzeichen nach Art eines Mantels hervor, mit weißer Bauchunterseite, mehr oder weniger weißem Hals und unter Umständen weißen Abzeichen im Gesichtsbereich.
  • sp (Piebald Spotting) entspricht bei Doggen dem Plattenhund: Die Grundfarbe zeigt sich in mehr oder weniger großen rundlichen Flecken.
  • sw (Extreme White) als rezessivstes der vier Allele bewirkt einen fast weißen Hund, der aber in der Regel im Kopfbereich noch ein wenig Farbe aufweist.

Little vermutet auch die Existenz des sogenannten „Pseudo-Irish“-Phänotyp: Ein solcher Hund hat Abzeichen wie ein „Irish Spotting“-Mantel, die jedoch verursacht würde durch den heterozygoten Genotyp Ssp , also aus der „Mischung“ des Allels für vollständige Färbung ohne Abzeichen und für Platten.

 

Allele des Piebald-Gens nach Little und deren phänotypische Ausprägung
Genotyp Bezeichnung Phänotyp
Solid  

oder

Irish Spotting

 

 

 

 

 

Pseudo Irish Spotting 

Piebald Spotting  
Extreme White

 

Des Weiteren erwähnt Little die Möglichkeit der Existenz von zusätzlichen Modifikatorgenen, also Gene, die die Wirkungen des Hauptgens S verstärken oder abschwächen und somit die riesige Variabilität in der Ausprägung der weißen Abzeichen erklären. In diesem Zusammenhang vermutete er, dass auch ein homozygoter SS-Genotyp bei Vorliegen entsprechende Modifikatorgene, die den Weißanteil im Fell erhöhen, kleine weiße Abzeichen aufweisen kann.

Little ist ohne jeden Zweifel der bei weitem am meisten zitierte Autor bezüglich der Genetik der Abzeichen und auf sein Postulat der 4 Allele stößt man überall in der wissenschaftlichen Literatur und das bis in die Gegenwart. Interessanterweise ist bereits zuvor, im Jahre 1950, von Winge die Theorie aufgestellt worden, dass der für weiße Abzeichen verantwortliche Genlocus (von ihm mit T bezeichnet) lediglich zwei Allele aufweist, T für (fast) durchgefärbt und t für größere weiße Abzeichen (Winge, 1950). Dieses über Jahre quasi unerwähnte Postulat gewinnt im Lichte der aktuellen Forschung wieder an Bedeutung.