Das französische Grautigerexperiment : Analyse der Methodik-Fehler

Die Zahlen und Erläuterungen zur Bewertung des Phänotyps der Nachzucht im Rahmen des Experimentes, auf die sich hier bezogen wird, sind der deutschen Übersetzung des Vortrages entnommen, den David Gattegno am 18. September 2008 im Rahmen der Sitzung der Zucht- und Gesundheitskommission des EuDDC gehalten hat. Ein abschließender Bericht zur definitiven Beendigung des Experimentes existiert meines Wissens bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht.

Das Ziel des Experimentes war die Beurteilung des generellen Zuchteinsatzes von Grautigern im Farbschlag Schwarz/Gefleckt. Zum Zeitpunkt des Vortrages waren 6 Verpaarungen zwischen Schwarzen und Grautigern mit insgesamt 66 Welpen und 7 Verpaarungen zwischen Gefleckten und Grautigern mit 89 Welpen ausgewertet.

Es gibt mehrere wichtige kritische Punkte, die die sinnvolle Auswertung der Ergebnisse des Experiments unmöglich machen:

  • Die wenigen für das Experiment ausgewählten Grautiger sind ausschließlich Hunde mit als außergewöhnlich eingestuften phänotypischen Qualitäten, also weit über dem durchschnittlichen Niveau der zuchtzugelassenen Doggen. Es ist also zu erwarten, dass die Nachzucht hier auch überdurchschnittlich häufig sehr gut typisiert ist. Jedoch erlaubt dies in keiner Weise, daraus auf den Sinn einer generell zugelassenen Zuchtverwendung zu schließen, da die verwendeten Grautiger einer massiven Vorselektion unterworfen waren. Der geeignete Ansatz für diese Fragestellung wäre die Verwendung einer repräsentativen Auswahl an Grautigern zur Zucht gewesen, beispielsweise durch die zeitlich begrenzte generelle Zulassung dieser Farbe zur Zucht.
  • Von den insgesamt 13 Kreuzungen zum Zeitpunkt des Vortrages wurden 5 mit einer einzigen Hündin (Tariqa d’Iskandar, aus der Zucht und im Besitz von David Gattegno) und 2 weitere mit den Söhnen dieser Hündin gemacht. Die Verwendung einer einzigen Linie in mehr als der Hälfte der Paarungen stellt zusätzlich eine massive Verzerrung der Resultate dar. Es ist ganz offensichtlich, dass die phänotypischen Resultate der Nachkommenschaft mehr über die Qualität der Linie von Tariqa aussagt als über die Grautiger im Allgemeinen.
  • Mr Gattegno hat einen großen Teil der bei ihm geborenen Welpen supprimiert, nachdem er die Farbverteilung ausgezählt hat: Dies ist die dritte Verzerrung der Resultate, da die phänotypische Entwicklung dieser Welpen nicht bewertet werden kann. Es handelte sich bei diesen Welpen übrigens in der Mehrzahl um Grautiger, im Kontext eines „Grautiger-Experiments“ ein mehr als absurdes Vorgehen.
  • Die Bewertung der Pigmentierung der Nachkommen basiert ausschließlich aus dem subjektiven Eindruck, den David Gattegno von den Welpen hat und beschränkt sich auf teils recht wunderlich erscheinende vage Beschreibungen und Andeutungen, wie diejenige, dass „die Qualität der Pigmentierung des Grautigers… übertragbar (ist) bis hin zum Weißtiger, was unzweifelhaft eine Verbesserung sowohl ästhetisch wie auch gesundheitlich bedeutet.“ Vor dem bekannten genetischen Hintergrund ist es nebenbei bemerkt schlicht unsinnig, von einer Übertragbarkeit der Pigmentierungsqualität des Grautigers bis zum Weisstiger zu schwadronieren und ein erschreckend deutlicher Beweis eines deutlichen Kompetenzmangel bezüglich der zugrundeliegenden Thematik.

Aufgrund seiner eklatanten Konzeptionsmängel bringt das französische Grautiger-Experiment keinerlei Erkenntnisse zum Nutzen des Einsatzes der Grautiger in der Zucht im Schwarz/Gefleckt-Farbschlag.